"Schöne Kiste"

Projekte | 'Das Einfamilienhaus' | Steinheim - Die Bausumme war gedeckelt. Ein frei stehendes Haus sollte es trotzdem werden, energieeffizient, komfortabel und mit Einliegerwohnung. Auch das Faible der Bauherren für den Minimalismus machte es möglich, dieses Maximum herauszuholen.

„Einen Würfel mit Garage dran.” Nicht gerade in epischer Breite schildert Albert Staacke seine ursprüngliche Vorstellung eines Traumhauses. Die der 45- jährige Maschinenbautechniker, dessen Singlezeiten ziemlich lange gedauert haben, dann aber doch noch erweitert: „Ich dachte mir, wenn ich irgendwann die Richtige treffe, kann die ja ihren Würfel danebenstellen.” Zufall oder nicht, der Single mit Bauplänen, nicht so sehr mit Heiratsplänen, fand eine Partnerin, welche wie er die eckig-kantige Moderne mag, den puren Minimalismus. So viel verraten allein schon die Bilder von ihrer Staffelei im Treppenhaus. Gebaut haben sie dann gemeinsam.

Erdiges Rot

Vielleicht nicht unbedingt würfelförmig. Doch zwei Quader sind es immerhin, die da am Hang in Steinheim an der Murr stehen, der eine weiß, der andere in einem leicht erdigen Rot, das je nach Jahreszeit, Perspektive und Lichteinfall verschieden kräftig leuchtet, und sommerabends anders als sommermorgens, im Herbst anders als im Frühling. Um eine von den „Bonbonfarben”, wie sie an modernen Dämmfassaden so oft bemängelt werden, handelt es sich jedenfalls nicht. Ergibt einen schönen, starken Kontrast. Von oben, von der Alten Kleinbottwarer Straße aus betrachtet kommt einem das Gebäude wirklich tatsächlich etwas minimal vor, von unten sieht man ein weit größeres, mit Doppelgarage und Einliegerwohnung im Hanggeschoss.

Barrierefreiheit

In der Einliegerwohnung lebt die Mutter des Bauherrn, oben teilen sich derzeit Silke und Albert Staacke 95 Quadratmeter. Das mag nun doch wieder bescheiden erscheinen, bedenkt man, dass für vier geplant wurde. Doch die Bauherrin argumentiert schlüssig: „Wir werden hier nicht mehr wegziehen, das ist unsere Gegend, das bleibt unser Haus. Und jeder Quadratmeter zuviel wird im Alter eine Last, muss gepflegt, muss sauber gehalten werden.” Mit den Jahren würde nun einmal alles schwerer. Das Ehepaar hat vorgesorgt, durch die Dimensionierung und größtmögliche Barrierefreiheit. Alles ist auf einer Ebene zu erreichen, im Westteil des spartanischen Erdgeschoss-Grundrisses befindet sich der Wohn-Ess- Koch-Bereich (der Backofen wurde erhöht eingebaut), Innenwände im Wortsinne gibt es dort nicht; im Ostteil platzierte man unter anderem Schlafzimmer und Bad, mit begehbarer Dusche. Genauso wurde es im Prinzip unten gehalten. Silke Staacke arbeitet bei der VBG, der „Verwaltungs-Berufsgenossenschaft gesetzliche Unfallversicherung” in Ludwigsburg, kümmert sich dort vor allem um die Belange von Unfallverletzten; sie weiß, dass ein Behinderter jemand ist, der behindert wird, und wie schnell der häusliche Alltag zum Hindernislauf werden kann. Als ihr Vater, in seiner Mobilität bereits stark eingeschränkt, sie einmal besuchte, war er begeistert. Zu Hause hat er mit drei Treppen zu kämpfen, „... aber bei euch", sagte er, „komme ich mühelos überall hin.” Test bestanden.

Low Budget

Universal Design, wie es einem sonst fast nur in Häusern von Architekten für Architekten begegnet. „Und in denen unserer Kunden ...”, stellt Uwe Fichtner vom Büro Rast klar, das zum Unternehmen „Rast – Planen Bauen Wohnen” gehört. Er achtet bei allen seinen Entwürfen auf diesen speziellen Aspekt der Generationengerechtigkeit, hatte in diesem Falle jedoch nicht missionieren müssen. Besser noch, Minimalismus und Barrierefreiheit, beides Punkte auf der Vorgabenliste, ergänzten sich hervorragend und ließen sich gut mit einem dritten Punkt unter einen Hut bringen: es sollte ausdrücklich ein Low-Budget-Projekt werden. Das Grundstück bekam man, da problematisch geschnitten, relativ günstig. Aber ein frei stehendes Gebäude im Niedrigstenergie- Standard für 200.000 Euro? Fichtner ging die Möglichkeiten im Kopf durch und meinte: „Dann machen wir ‚ne schöne Kiste'.” Eine Kiste, eine Schachtel, die einfachste aller Bauformen, wie Fans der Klassischen Moderne sie lieben, erlaubt eine einfache Statik. Nein, die einfachste von allen, und die spart bares Geld. Der Architekt: „Stellt man tragende Wand auf tragende Wand, braucht man keine Unterund Oberzüge ...” – zur Verstärkung der Decken. „Ebenso benötigt man weniger Stahl im Beton. Und Stahl ist ganz schön teuer geworden.” Von den Fenstern könnte man einige als Festverglasungen ausführen, etwa die im Wohnbereich nach Nordwesten, zum Tal hin. Anordnung in Reihe, als Fensterband, würde große, zusammenhängende Flächen schaffen, die sich schneller und rationeller beschichten und streichen ließen. Auf dem Flachdach war nach Fichtners Einschätzung eine Dämmung aus Polystyrol so zweckerfüllend wie eine aus dem teureren Polyurethan. Er besprach seinerseits mit den Handwerkern die Budgetgrenzen und löste so etwas wie einen Ideenwettbewerb unter ihnen aus. Man könnte doch zum Beispiel den Putz innen einlagig ausführen und ihn lediglich filzen, anstatt zu glätten, das würde gute zehn Euro pro Quadratmeter bringen und die Optik nicht beeinträchtigen. Es müsste auch nicht unbedingt eine Raufasertapete sein. Gesagt, umgesetzt, und immer wieder klimperte es im Sparschweinchen. „Bei der Sanitärtechnik waren die Staackes äußerst diszipliniert ...”, so Fichtner, das heißt: Sie ließen mit Ausnahme des Waschtisches im Bad die Edel-Artikel links liegen. Sie erbrachten reichlich Eigenleistung, übernahmen die Gestaltung der Außenan lagen, strichen Wände und Decken, schliffen Parkett und verlegten unter fachlicher Anleitung sogar die Kanäle für die Lüftungsanlage.

Fast passsiv

Offiziell darf sich der Doppelquader aufgrund der Energiebilanz nicht „Passivhaus” nennen (dafür „KfW-40- Haus”), kommt diesem Standard allerdings recht nahe, den einige hierzulande nach wie vor als Spielerei für gut betuchte Ökos abtun. Das Gegenteil stimmt, wussten von vornherein die Auftraggeber, deren Freunde und Bekannte in ihren Altbauten 2.000 bis 3.000 Euro pro Jahr fürs Heizen ausgeben, für Öl oder Gas. Die Firma Rast hatten die Eheleute gewählt, weil das Unternehmen in der Region verwurzelt ist und in Sachen Energieeffizienz inzwischen reichliche Referenzen vorweisen kann. Und weil sie auf der Website ein „cooles Flachdachhaus” entdeckt hatten. Besuchern, Zweiflern wie Ökos, fällt die immer gute Luftqualität auf. Die Anlage – mit Wärmerückgewinnung – sieht und hört man nicht, schließlich wurden die Kanäle in die Betondecken integriert. Dass es rein rechnerisch nicht ganz zum Passivhaus reichte, lag am Grundstück: An einem Nordwesthang fallen die solaren Gewinne schmäler aus.

Sonnenschutz

Dennoch, der Pelletkessel im Keller muss sich nicht überanstrengen. Und ganz so schlecht ist die Solarbilanz ja nicht, sonst würden die beiden Häuslebauer nicht gerade ihre Sonnensegel aufstellen, oben auf der Südseite. Vom frühen Vormittag an scheint es im Sommer in den Wohnbereich, „... und ab zwei Uhr hat meine Schwiegermutter dann die Sonne auf ihrer Terrasse ...”, so die Bauherrin. Die Segel hissen, das soll die vorerst letzte Amtshandlung der fleißigen Eigenleister sein. „Wir wollen endlich wieder ordentlichen Urlaub machen ...” In der Garage steht ein dreizehn Jahre alter, gut gepflegter kleiner Zweisitzer, der seit 2008 nicht mehr anständig bewegt worden ist, sanfte Rundungen, fließende Formen. Nun gehört das Runde zwar ins Eckige, aber nach Ansicht der Staackes wäre es allmählich wirklich an der Zeit für eine längere Tour, zum Beispiel über die Alpen. Mal wieder weiter weg fahren, damit das Nachhausekommen noch mehr Spaß macht.

Das Einfamilienhaus | 19. Mai 2012

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