Bauhaus-Oase

Projekte | 'Das Einfamilienhaus' | Ingelfingen - Es ist ein Eyecatcher, das erste Haus im Baugebiet mit Flachdach und in klassisch-moderner Formensprache. Innen kommen Besucher und Gäste dann richtig ins Staunen. Und nebenbei löst sich so manches Vorurteil über Passivhäuser in Luft auf.

Annette Barth *) klingt leicht amüsiert, als wir fragen, ob sie anfangs eventuell Vorbehalte gegenüber der Passivhausbauweise hatte, Vorbehalte von der Art, wie sie derzeit weitverbreitet sind. Für eine Mehrheit der Bundesbürger scheint ja das Dämmen gleichbedeutend mit Schimmelbefall und drohendem Erstickungstod zu sein – Ergebnis von Medienberichten mit Titeln wie „Wahnsinn Wärmedämmung“ oder „Verdämmt in alle Ewigkeit“ –, erst recht, wenn es um Häuser geht, die so gut isoliert sind, dass sie fast gar nicht mehr beheizt werden müssen. Die Bauherrin, Kommunalpolitikerin in einer Gemeinde in Baden-Württemberg, kennt die typischen Einwände gegen energieeffiziente Gebäude zur Genüge, aber sie teilt sie nicht. Auch dank ihres Einsatzes hat der 4.000-Seelen-Ort einen der ersten „passiven“ Kindergärten in Deutschland bekommen (aktiv sind dafür die Kinder).

Hell und anregend

Am Beispiel des Eigenheims von Annette Barth und Frank Richter *) kann man sehen, dass und wie das Passivhaus-Prinzip funktioniert. Ab und an schaut Planer Uwe Fichtner, vom Architekturbüro Rast in Großbottwar, mit potenziellen Kunden vorbei. Manche davon haben ihre Zweifel und stellen kritische Fragen. Sofern sie sie nicht bereits beim Anblick der Architektur vergessen oder nachdem sie durch die Haustür getreten sind. Hinter ihr wartet ein mit Glas überdachter Gang, doch Überhitzungsgefahr besteht nicht, man befindet sich noch auf der Nordseite, muss sich erst langsam nach Süden vorarbeiten, und das Interieur wirkt ohnehin ausgesprochen erfrischend. Vorbei geht’s an einer lindgrünen Wiese in 2-D: an echten 9 Büffelgrashalmen, eingebettet in Acrylglas. Eine lichtdurchlässige, dabei blickdichte Trennwand zwischen Flur und WC und ebenso zwischen Bad und Flur, „... das Highlight für die meisten Gäste.“ Vorbei an der Treppe ins Obergeschoss und an der Garderobe mit leuchtend grün beschichteten Schiebetüren. Noch ein paar Schritte weiter und man steht im Wohnbereich, geprägt von über beide Geschosse gezogenen Verglasungen und einem großzügigen Luftraum über der Sitzgruppe, mit Blick auf Terrasse, Pool, Garten und sehr weit ins Land hinaus.

Stand der Technik

Frank Richter ist wie seine Frau in der Kommunalpolitik engagiert, hat allerdings früher als Vermessungsingenieur gearbeitet und auch heute noch viel mit Baubelangen zu tun; auch bei ihm rennt man in Sachen Energieeffizienz offene Türen ein. In den Planungsgesprächen mit Fichtner ging es nie um das Ob, sondern nur noch um das Wie. State of the art sollte es in jedem Fall sein. Die Haustechnik lässt sich komplett über ein BUS-System regeln, das notfalls den Laden auch alleine schmeißt, unter anderem die Verschattung der großzügig bemessenen Fensterfronten steuert. In der Hauptsache heizt die Sonne das Gebäude, nur wenig von der Wärme entkommt wieder durch die Drei-Scheiben-Verglasungen; die Lüftungsanlage führt zwar verbrauchte Luft ab, entzieht ihr aber zuvor viel von ihrer Wärmeenergie und einen Teil der Feuchtigkeit und überträgt beides auf die Frischluft. Selbst bei Außentemperaturen weit unter Null, so Barth, könne man tagsüber oft auf die sparsam verteilten, schmucken Granitplatten mit Elektroheizelementen verzichten. Überhaupt würden sie nur von Dezember bis Januar gelegentlich gebraucht. Die Solarwärme-Kollektoren auf dem Flachdach trügen 60 Prozent zur Warmwasserbereitung bei.

Streng und verspielt

Der Pool auf der Terrasse wird nicht beheizt, am Ende eines heißen Sommertages sei der Sprung ins kühle Nass eine wahre Wohltat. Er wird von zwei geschützten Freisitzen in die Mitte genommen, deren Glasdächer von Säulen und Wandelementen getragen werden, nur Andeutungen weiterer einfacher, kubischer Baukörper, wie sie auch vor dem Eingangsbereich auffallen. Nicht mehr als Markierungen im Raum, ein Stilmittel, mit dem die Klassische Moderne seit ihren Anfängen die einen irritiert und die anderen fasziniert. Eine vergleichbare Mischung aus zweckfreier Verspieltheit und strenger Zurückhaltung zeigt der Garten. Kein von akkurat gestutzten Hecken und Koniferen umgebener Rasen, keiner dieser Spielplätze für Männer mit Sitzrasenmäher, sondern eine wirkliche Landschaft, mit einer gewissen Zen-Aura, versehen mit sanften Hügeln, fernöstlich zurückhaltend bestückt mit Bäumen und Büschen.

Vorurteilsfreier

Platzangst im Passivhaus? Natürlich öffneten sie Fenster und Fenstertüren, sagt Barth, wann immer ihnen danach sei. Nur sei ihnen selten danach. Und der Schimmel hinter gedämmten Wänden? Unsinn, so die Bauherrin mit Praxiswissen, bei ihnen schon einmal gar nicht – und wo es zum Beispiel nach der Modernisierung zu Schimmelbefall komme, sei nicht richtig modernisiert worden. Dass man dagegen im Passivhaus überlebt und sogar gut lebt, dürften die Gäste nach kurzer Zeit in den vier Wänden des Ehepaares gemerkt haben. Bei einigen dürfte da gleich ein ganzes Weltbild zusammenbrechen. Der Welt würde es nicht schaden.

Das Einfamilienhaus | 1. September 2016

*) Name von der Redaktion geändert

Der direkte Weg.


Gerne nehmen wir Kontakt zu Ihnen auf. Bitte ergänzen Sie das Kontaktformular.

Ihre Angaben werden vertraulich behandelt und weder zu Werbezwecken genutzt noch an Dritte weitergegeben. Ausführliche Informationen erhalten Sie in den Datenschutzbestimmungen.

Sie finden uns im schönen Bottwartal. Ruhig und verkehrsgünstig gelegen nur wenige Kilometer zwischen Stuttgart - Heilbronn - Ludwigsburg - Backnang.
Anfahrtbeschreibung.

rast: Planen. Bauen. Wohnen.
Hannenbachstrasse 15
71723 Grossbottwar
Fon 07148.9614-0
Fax 07148.9614-50
info@rastbau.de

Der direkte Draht.


Gerne rufen wir Sie an. Bitte ergänzen Sie die Kontaktangaben.

Ihre Angaben werden vertraulich behandelt und weder zu Werbezwecken genutzt noch an Dritte weitergegeben. Ausführliche Informationen erhalten Sie in den Datenschutzbestimmungen.