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Projekte | 'Öko-Haus' | Oberstenfeld - Können Häuser intelligent sein? Im Prinzip schon - wenn man sie mit der entsprechenden Technik ausstattet. So erledigen Computer in modernen Bürogebäuden bereits den Hausmeisterjob. Doch was bringt Hightech dem privaten Bauherren?

Kühlschrank meldet: „Bier ist alle“ versuchte eine große Boulevardzeitung das Thema Intelligentes Haus populär zu beschreiben. Tatsächlich ist es technisch bereits möglich, die Vorratshaltung per Elektronik überwachen zu lassen.

Doch momentan geht es bei dieser Zukunftstechnologie vor allem um mehr Komfort bei der Steuerung von Licht und Heizung sowie um das letzte Quäntchen Heizenergie, das bei einem Niedrigenergiehaus noch herauszukitzeln ist.

Wie das funktioniert, zeigen Uwe und Christel Fichtner mit ihrem Haus in Oberstenfeld bei Heilbronn. Der Architekt, Uwe Fichtner (Architekturbüro Rast, Grossbottwar), und seine Frau haben ihr Domizil mit einem Wintergarten über zwei Geschosse ausgestattet. Die 65 Quadratmeter große Glasfassade fängt jede Menge Sonnenenergie ein. Normalerweise steuern Lichtsensoren, wann die Verschattung heruntergefahren wird. „Dieses System würde die Verdunkelung aber auch bei der sehr willkommenen Frühjahrssonne aktivieren“, erklärt Uwe Fichtner. Deshalb koppelt er Licht- und Temperatursensoren miteinander. So führt die Elektronik die Verschattung erst dann herunter, wenn es im Haus mit einer Temperatur von 25 C wirklich zu warm wird.

Damit nicht genug: Bei den Fichtners sind alle Lichtschalter beschriftet: „Szene Fernsehen“, „Szene Lesen“ oder „Alles aus“ steht auf den Tastern. Ein Fingertipp genügt und das Wohnzimmer taucht am Fernsehabend in ein angenehmes Halbdunkel. Beim Verlassen des Hauses genügt ein Dreh mit dem Schlüssel und alle Lichter gehen aus, gleichzeitig wird die Alarmanlage scharf gemacht. Die Nervenbahn dieses ausgeklügelten Installationsnetzes ist ein so genannter EIB-Bus. Die Abkürzung Bus steht für Binary Unit System, EIB wiederum bezeichnet den Europäischen Installations Bus und vereinigt mehr als 100 Hersteller, die diese Technik entwickeln und vermarkten. Der EIB ist das bekannteste Bus-System und transportiert seine Informationen meist über eine 24 Volt Niederspannungsleitung, die parallel zum normalen Stromkabel verlegt ist. Über diese Bus-Leitung werden Steuerbefehle geschickt, die dann von einem Schaltelement, den Aktoren, in Aktionen umgesetzt werden. Anders als bei einer herkömmlichen Elektroinstallation kann man das Zusammenspiel von Schaltern, Umweltsensoren und Aktoren jederzeit neu programmieren und miteinander vernetzen, also zum Beispiel jede Lampe oder jeden Rollladen von jedem Schalter im Haus aus steuern oder beliebige Funktionen über eine Zeitschaltuhr regeln. So ist es möglich, vor Verlassen des Hauses am zentralen Display zu kontrollieren, ob alle Fenster geschlossen sind. Zudem kann man im Urlaub eine Zufallsschaltung für Leuchten und Rollläden vorgeben, die die Anwesenheit der Bewohner simuliert und Einbrecher abschreckt. Kontrollanrufe per Handy versichern noch einmal, dass zu Hause wirklich alles in Ordnung ist. Diese intelligente Technik hat ihren Preis: EIB-Einsteigerpakete sind zwar beim Fertighaushersteller Schwörer Haus schon ab 3000 Mark zu haben. Aber dafür erhält man gerade mal die Bus-Leitung für das ganze Haus und die Ansteuerung von sechs Brennstellen und vier Steckdosen. Für ein größeres voll ausgestattetes Haus mit Einzelraumregelung bei der Heizung, tageszeit- und witterungsgeführten Rollläden und Wintergartenjalousien, Fensterkontakten und anderem mehr sind dagegen 5000 bis 8000 Mark fällig. „Mehr Komfort und ein sparsamer Umgang mit Energie - das ist nur mit dem Chip im Haus zu realisieren“, erklärt Ökohaus-Hersteller Hubert Fritz. Doch den meisten Kunden ist das zu teuer, weiß Dietmar Spitz, sein Marketingleiter, der etwa eines von 100 Häusern mit EIB-System verkauft.

Auch beim Branchenführer WeberHaus ist die Nachfrage nach Intelligenten Häusern gering. Das liegt sicherlich auch daran, dass sich die bislang erreichbare Energieeinsparung noch sehr in Grenzen hält. Zwar kann ein Bus-System das Thermostatventil schließen, wenn das Fenster offen steht. Die Auskühlung des Raums wird dadurch aber noch nicht verhindert. „Interessant wäre zum Beispiel eine bedarfsgesteuerte Lüftung, die den Luftwechsel automatisch je nach Zahl der Personen im Haus und der Luftbelastung - etwa durchs Kochen – regelt“, erklärt Professor Bernhard Schwarz von der Fachhochschule Rosenheim. Er untersucht seit einigen Jahren in drei Versuchshäusern das Zusammenspiel des EIB mit modernen Heizungs- und Lüftungstechniken. Für solche Anforderungen bietet die Industrie bisher noch keine Komponenten. Auch bei einfacheren Bedürfnissen ist die Auswahl rar. So gibt es derzeit nur eine einzige Waschmaschine mit EIB-Anschluss. „Leider ist das Modell nicht besonders sparsam und hat auch keinen Warmwasseranschluss“, klagt Klaus Lambrecht, dessen Firma Econsult Architekten, Hersteller und Handwerker zu Solarenergienutzung und Energieeinsparung berät. Auch eine EIB-fähige Solaranlagensteuerung vermisst der Diplomphysiker, der sein Solarhaus mit einem EIB-Netz ausgestattet hat. Sinnvoll sei zum Beispiel eine Vernetzung von Wasch-oder Geschirrspülmaschine mit der Solaranlage. „Wenn die Waschmaschine so lange mit dem Programm wartet, bis wieder genügend sonnengewämtes Wasser zur Verfügung steht, und dann der Zirkulationspumpe Bescheid gibt, dass beim Start sofort warmes Wasser am Zulauf bereitsteht, bringt die intelligente Hausstechnik auch einen spürbaren ökologischen Nutzen“, erklärt Klaus Lambrecht.

Auf jeden Fall sind Intelligente Häuser ein Zukunftsmodell, das man bei der Hausplanung mit bedenken sollte. Unbestreitbar ist der höhere Komfort und die größere Sicherheit. Die Visionen darüber, was mit dieser Methode technologisch noch alles möglich ist, gehen sehr weit: So können sich einige Fachleute vorstellen, dass die Heizung den Wetterbericht empfängt. Wenn dann für den nächsten Tag Sonnenschein angesagt ist, könnte sich die Raumtemperatur automatisch auf ein Grad niedriger einstellen oder die Nachheizung für den Solarspeicher hinausgezögert werden. Vorstellbar ist auch eine Vernetzung von Photovoltaik-Anlage und Gefriertruhe: Wenn die Solarzellen Strom liefern, produziert die Gefriertruhe Kälte. Nachts wird das Kühlaggregat bis zum Erreichen der obligatorischen minus ~18°C abgeschaltet und spart so etliche Prozent teuren Strom. Doch während Bus-Systeme bei Bürobauten schon fast zum Standard gehören, ist im Privatbereich angesichts der geringen Nachfrage eine gewisse Halbherzigkeit der Hersteller festzustellen. Sinkende Preise durch mehr Konkurrenz und preiswertere, leichter zu installierende Technik könnten die Technologie immerhin so weit voranbringen, dass sie in etwa zehn Jahren zum Standard gehört und nicht nur beim Komfort für neue Maßstäbe sorgt. Denn hier reichen die Visionen und erste Modellprojekte schon weiter als bei der Ökologie. Internetfähige Häuser und Geräte, Haushersteller, die beim Verkauf gleich einen Wartungsvertrag für die Haustechnik anbieten und diese per Telefon überwachen. Oder Häuser, die automatisch erkennen, welche Personen gerade zu Hause sind und sich individuell auf die Wünsche und Vorlieben des Bewohners einstellen. Ob alles technisch Mögliche auch wünschenswert ist, muss allerdings jeder selbst entscheiden.

Öko-Haus | 1. März 2000

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