Lange Nächte und viele gefühlte Ohnmachten

Projekte | Steinheim - Ein Jahr lang haben die Müllers fast täglich bis nachts um zwei, drei Uhr gehämmert und gemauert, jedes Wochenende auf der Baustelle verbracht. Dennoch würden sie es sofort wieder tun: Stefanie und Erik Müller haben eine Scheune in Kleinbottwar zu einem Haus umgebaut.

Das Kunststück ist gelungen: Auch wenn man dem Gebäude noch ansieht, dass es früher eine Scheune aus dem Jahr 1869 war, ist es ein modernes Passivhaus geworden. Der Weg zum Traumhaus war arbeitsreich, aber doch auch unheimlich spannend. „Es war schon heiß, was in Scheune und Stall so alles zum Vorschein kam, alles stand voll bis zum Dachboden“, erinnert sich Stefanie Müller lächelnd. Ein alter, von Mäusen durchfressener Mercedes, Schrott, den Sohn Moritz später zu einer Plastik verarbeitete, ein alter Schrank voll mit Militärklamotten und eine Melkmaschine – insgesamt rund 15 Müllcontainer entsorgten die Müllers. „Leider kamen keine kostbaren Möbel zum Vorschein“, bedauert die Kleinbottwarerin.

Dafür haben die Müllers ihr altes Mobiliar liebevoll ausgesucht. Die Kirchenbank am Esstisch stammt ursprünglich aus Frankreich, der Kronleuchter aus einer Galerie, ein alter Filmtrockenschrank kommt von Freunden, eine Lore wurde zum Grill umfunktioniert, das Parkett stammt aus der Bleyle-Fabrik. „Viele Möbel hier haben eine Geschichte“, sagt Stefanie Müller. Wie das ganze Haus eben. Dort wo früher Kuh und Pferd standen, ist heute das Esszimmer, die Küche war einst der Schweinestall, das Wohnzimmer war das frühere Reich der Hühner, der Fruchtboden ist heute Eltern- Schlafzimmer. Bis die sieben Zimmer und zwei Bäder geschaffen waren, dauerte es genau ein Jahr. Die 16 Zentimeter dicke Schlacke, den mit Schmutz und Urin verdreckten Putz entfernten die Müllers im November unter Heizstrahlern.

Das Fundament musste erneuert, die Zwischendecke aus Styropor, Heu und Asbest entfernt, neue Wände eingezogen werden. „Bis die Statik stimmte, haben wir Lego für Erwachsene gespielt“, erzählt die heute 47-Jährige, die „Oberbaumeister“ spielte, da ihr Mann als Selbstständiger häufig unterwegs war. Größtenteils haben die Müllers die Aufteilung der Scheune übernommen, verbauten alte Dohlen und Treppen. Das Dach isolierte die Familie selbst, verlegte Böden, mauerte und verputzte zum Teil, klopfte die Fenster aus den Mauern. „Ohne die Hilfe von Nachbarn und Freunden hätten wir es nicht geschafft. Aber man kann alles lernen, wenn man will.“ Eingeklemmte und angeschlagene Finger, Hämmern bis nachts um zwei Uhr, etliche gefühlte Ohnmachten und 50 000 Euro Eigenleistung statt geplanter 5 000 Euro sind das Ergebnis der einjährigen Bauzeit. Doch das alles hat die fünfköpfige Familie nicht geschockt. Erst als nach neun Monaten im neuen Haus das Hochwasser meterhoch stand, war Stefanie Müller am Ende: „Vier Monate lang liefen hier die Turbinen zum Trocknen, und wir mussten Böden und Türstöcke erneuern oder ausbessern. Es war einfach nur schrecklich.“

Und warum tut man sich so etwas an? Die Müllers wohnten mit ihren drei Kindern im gegenüberliegenden Haus und wollten eigentlich das kleine Bauernhaus neben der Scheune umbauen. „Doch der Hof war so desolat, dass wir ihn abreißen mussten.“ Den Reiz der alten Scheune bringt die frühere Modedesignerin knapp auf den Punkt: „So würde man nie bauen, und wir wollten im Ortskern bleiben.“

Bereut hat Stefanie Müller es auch nach den mittlerweile vergangenen zehn Jahren nicht. Sie geht sogar noch weiter: „Wenn wir ein Objekt, etwa einen alten Bauernhof, der noch etwas abgelegener ist, finden würden, würden wir es sofort wiedermachen.“ Denn: „Es macht Spaß, und es ist toll, das Ergebnis zu sehen.“

Was beim Umbau zu beachten ist Fundament, Mauern, Holz: Diese Bauteile sollten bei dem Umbau einer Scheune genau unter die Lupe genommen werden, rät Architekt Uwe Fichtner vom Bauunternehmen Rast. Marode Teilbereiche ließen sich auf jeden Fall ausbessern. Und: „Egal, wie viel zu renovieren ist, meistens ist es dennoch günstiger als ein Neubau. Häuser in einer solchen Größe bekommt man sonst nie.“ Je mehr man selbst mache, desto günstiger werde es. „Man muss nur schaffen wollen.“ Abbruch, Rausbrechen alter Fenster, Dachisolierung, Spachteln, Bodenbeläge verlegen und natürlich malen könne jeder, wenn er wolle und sich an die Anweisungen der Bauleitung halte. „Beim Mauern, Verputzen und Fliesenlegen wird es allerdings bedenklich“. Mit gutem Willen ließen sich aber mit Eigenleistungen rund 50 000 Euro Kosten einsparen. Wichtig sei auf jeden Fall aber ein Fachmann als Bauleitung, „sonst wird es kriminell“. Feuchtigkeit, Schädlingsbefall und Statik seien von Laien nicht einzuschätzen. Auf jeden Fall braucht es gute Nerven, Elan und Durchhaltevermögen, betont Stefanie Müller.

Ludwigsburger Kreiszeitung | 20. Mai 2010

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