Projekte | Großbottwar - Das winterlichfeuchte Wetter gestern war sicher für viele nicht die geeignete Kulisse, um eine Solarstromanlage auf dem Dach der Firma Laauser in Großbottwar einzuweihen. Aber nicht nur die gute Stimmung trotzt dem Wetter, auch die Photovoltaikanlage arbeitet trotzdem, wie ihr Betreiber Albrecht Streicher von der M. Streicher GbR betont, sogar noch bei diffusem Licht.
Repräsentanten aus der Politik wie Wirtschaftsstaatssekretär Richard Drautz, der Bundestagsabgeordnete Eberhard Gienger (CDU), die Landtagsabgeordneten Manfred Hollenbach (CDU) und Franz Untersteller (Grüne), aber auch Partner der Unternehmen waren gekommen, um die Anlage zu bestaunen, die auf dem Dach des Polstermöbelherstellers Laauser installiert wurde. Ein Zusammenwirken örtlicher und regionaler Firmen, das die Schlagkraft des heimischen Mittelstandes unterstreicht, hat diese Lösung möglich gemacht. Der Polstermöbelhersteller, vor 113 Jahren in Spiegelberg gegründet und seit 1960 in Großbottwar ansässig, fertigt heute mit 260 Mitarbeitern täglich 350 Einheiten Polstermöbel.
Geschäftsführer Joachim Enssle und seine Crew standen vor dem Problem, das Dach der Hallen zu sanieren, das noch mit asbesthaltigem Eternit gedeckt war. Eine Maßnahme, die das Unternehmen eine halbe Million Euro gekostet hätte. Zum Glück konnte mit der Großbottwarer Firma M. Streicher GbR eine Vereinbarung abgeschlossen werden, die es Streicher erlaubt, die nächsten zwanzig Jahre das Dach für die Stromerzeugung zu nutzen. Dafür übernahm Streicher 300.000 Euro der Dachsanierung. Insgesamt investierte die auf Solarprojekte spezialisierte Gesellschaft zwei Millionen Euro in das Projekt. Unter der Leitung des ortsansässigen Architekturbüros Rast wurde das Dach nicht nur saniert, sondern der zuständige Architekt Uwe Fichtner sorgte auch für optimale Lösungen bei der Dachisolation, sowie bei der Befestigung der Schienen für die Photovoltaik-Elemente. Hier hat er eine Lösung gefunden, die die Dachhaut unversehrt lässt und somit auch nach langer Zeit nicht die Gefahr der Durchfeuchtung auftritt. Die Solarelemente wurden auch von einer Firma aus der Umgebung geliefert, von der Besigheimer Firma Orange Solar GmbH. Kurze Wege zwischen allen Beteiligten - und so sind die nach Süden ausgerichteten Dachelemente der Firmenhallen mit 6150 „First Solar“-Dünn-schichtmodulen bestückt.
Eine Kollektorfläche von 4.430 Quadratmeter erbringt eine Leistung von 400 Kilowatt, die allerdings an einem trüben Tag nur bei 50 Kilowatt liegt. Aber solche Schwankungen sind einberechnet, wenn eine jährliche Stromeinspeisung ins Netz der Süwag von 375.000 Kilowattstunden prognostiziert wird. Damit lässt sich eine Waschmaschine 370.000-mal betreiben oder 150 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen. Auch die Kohlendioxid-Bilanz fällt äußerst positiv aus, wie Geschäftsführer Enssle anmerkte. Das Einsparpotential liegt bei 266 Tonnen, so viel, wie 170 VW Golf bei einer Jahresfahrleistung von 10.000 Kilometer in die Luft blasen. Noch nicht eingerechnet sind die Einsparungen durch den geringeren Verbrauch an Heizenergie durch das sanierte und gedämmte Dach. Neben dem Umweltaspekt ist auch das Zusammenwirken der verschiedenen Partner bemerkenswert. Und auch wenn der Titel des Festvortrages des TV-Journalisten Franz Alt „Sonne und Wind schicken keine Rechnung“ sich etwas optimistisch anhört, Tatsache ist, dass hier neue Wege beschritten werden, die, „neue Energie und neue Arbeitsplätze“ bringen.
Ludwigsburger Kreiszeitung | 24. März 2007